
Mehrkatzenhaushalt – Wie viele Katzen sind genug?
Was Du über Gruppendynamik, Bedürfnisse und die Entscheidung für eine weitere Katze wissen solltest
Ich liebe Katzen – und ich verstehe diesen Gedanken nur zu gut: „Eine Katze mehr ist doch kein Problem. Vielleicht wäre es sogar gut für meine Katzen?“ Der Wunsch nach einer größeren Katzengruppe entsteht oft aus ganz viel Liebe. Aus dem Gefühl heraus, etwas Gutes tun zu wollen. Mehr Nähe. Mehr Schnurren. Mehr Miteinander.
Doch gerade, wenn wir aus dem Herzen heraus entscheiden, übersehen wir manchmal, was unsere Katzen wirklich brauchen – und was sie belastet. Ich habe im Laufe meiner Arbeit so viele Menschen beraten, die voller guter Absichten gehandelt haben. Und später verzweifelt waren, weil es zwichen den Samtpfoten nicht rund lief.
In diesem Artikel kann und möchte ich Dir keine pauschale Antwort geben – aber Orientierung. Ich zeige Dir, worauf es bei der Entscheidung wirklich ankommt, welche Fragen Du Dir stellen solltest und warum „mehr“ nicht automatisch „besser“ bedeutet – weder für Deine Katzen noch für Dich.
Was bedeutet „genug“ – und für wen?
Die Frage, wie viele Katzen „genug“ sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf viele Faktoren an – und darauf, für wen es genug sein soll. Für den Menschen kann „genug“ bedeuten: Ich habe genügend Katzenliebe im Alltag, ohne überfordert zu sein. Für die Katzen bedeutet es: Ich lebe in einer sozialen Konstellation, die mir gut tut, in der ich mich sicher fühle, Rückzugsorte habe und nicht permanent in Konkurrenz zu anderen Katzen stehe.
Und was wir auch bedenken dürfen: Katzenbeziehungen sind im Fluss. Es gibt nicht ein festes Gefüge, das immer bleibt, wie es ist. Unsere Samtpfoten entwickeln sich und Beziehungen verändern sich. Jede zusätzliche Katze verändert die Gruppendynamik. Es entwickeln sich weitere Beziehungen und bestehende verändern sich vielleicht – Konfliktpotenzial entsteht.
Mythen rund um den Mehrkatzenhaushalt – und was wirklich zählt
Wenn es um Mehrkatzenhaltung geht, begegnen mir immer wieder dieselben Überzeugungen – gut gemeint, aber nicht immer richtig. Hier sind drei besonders weit verbreitete Mythen:
„Katzen sind keine Einzelgänger – sie brauchen Gesellschaft.“
Diese Aussage stimmt im Prinzip. Katzen mögen durchaus kätzische Gesellschaft – aber eben nicht immer und nicht jede. Manche Katzen suchen aktiv den Kontakt zu Artgenossen, andere fühlen sich in Gesellschaft dauerhaft gestresst. Vor allem, wenn die Chemie nicht stimmt. Entscheidend ist nicht, ob Katzen grundsätzlich sozial sind, sondern ob diese Katze diese Gesellschaft verträgt.
„Wenn genug Platz da ist, funktioniert das schon.“
Natürlich braucht ein Mehrkatzenhaushalt ausreichend Raum. Aber Raum allein ist kein Garant für Harmonie. Selbst in großen Wohnungen oder Häusern kann es zu Spannungen kommen, wenn bestimmte Ressourcen (z. B. Lieblingsplätze oder menschliche Nähe) zum knappen Gut werden.
„Die klären das unter sich.“
Ein fataler Irrtum. Ja, Katzen regeln vieles selbst – aber nicht immer friedlich oder ohne Leid. Viele Konflikte laufen leise ab: über Blicke, Blockieren von Wegen, Verdrängen von Ressourcen. Der Mensch bekommt davon oft nur wenig mit – oder erst dann, wenn eine Katze plötzlich unsauber wird sich zurückzieht oder ein anderes Problemverhalten zeigt.
Wichtige Faktoren, die Du bedenken solltest
Wenn Du überlegst, eine weitere Katze aufzunehmen, kannst Du Dir die folgenden wichtige Fragen stellen:
- Wie ist die Beziehung zwischen den bereits vorhandenen Katzen? Gibt es Spannung, Konkurrenz oder Anzeichen von Unzufriedenheit?
- Wie viel Raum und wie viele Ressourcen stehen zur Verfügung? Können sich die Katzen aus dem Weg gehen, gibt es ausreichend erhöhte Plätze, Verstecke und Futterstationen? Hast Du ausreichend Zeit für eine weitere Katze? Sind die finanziellen Möglichkeiten gegeben?
- Wie ist die Gruppenstruktur? Manche Katzen bilden enge Freundschaften – da kann eine weitere Katze Unruhe hereinbringen. Und wichtig: „nutze“ eine weitere Katze nicht dafür, den evtl. Stress Deiner vorhandenen Katzen lösen zu wollen!
- Wie belastbar bist Du selbst gerade? Mehr Katzen bedeuten mehr Verantwortung, mehr Wachsamkeit, mehr Management und bei Problemen auch mehr Stress.

Wenn gute Absichten nicht ausreichen – ein Beispiel aus dem Alltag
Stell Dir einen Katzenhaushalt mit 2 Katzen vor. Die beiden leben seit Jahren zusammen, es wirkt harmonisch, es gibt keine offensichtlichen Probleme. Dann entsteht der Wunsch, einer weiteren Katze ein Zuhause zu geben – vielleicht, weil sie ein schweres Schicksal hat oder einfach das Herz sofort höherschlägt.
Die Zusammenführung scheint zunächst ruhig zu verlaufen. Doch nach einigen Wochen beginnt eine der alten Katzen, sich zurückzuziehen. Sie meidet gemeinsame Räume, frisst schlechter, wirkt unruhig. Die neue Katze hingegen fordert viel Aufmerksamkeit, ist aktiv und sucht Nähe – was bei den anderen Katzen zusätzlichen Stress auslöst. Plötzlich ist die Stimmung im Haushalt gekippt. Die Menschen sind verunsichert. War die Entscheidung falsch?
Solche Situationen sind keine Seltenheit. Sie zeigen, wie fragil das Gleichgewicht in einer Katzengruppe sein kann – und wie wichtig es ist, nicht nur die eigenen Wünsche, sondern vor allem die Dynamik zwischen den Katzen im Blick zu behalten.
Was spricht für eine weitere Katze?
Natürlich gibt es auch Situationen, in denen eine neue Katze die Gruppe bereichern kann – vorausgesetzt, die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Vergesellschaftung von Katzen sind gegeben:
- Eine Katze lebt allein und zeigt deutliches Interesse an Gesellschaft
- Nach dem Verlust einer Partnerkatze wird nach einer Zeit deutlich, dass die zurückgebliebene Katze sich Gesellschaft wünscht
- Die vorhandene Gruppe ist stabil, sozial offen und es gibt genug Raum und Ressourcen
Was tun, wenn der Wunsch nach einer neuen Katze stark ist?
Der Wunsch nach einer weiteren Katze kommt oft aus dem Herzen. Vielleicht hast Du gerade eine Katze verloren und spürst eine Lücke. Vielleicht hast Du eine Katze allein zu Hause und fragst Dich, ob sie Gesellschaft braucht. Oder Du begegnest einem Tier, das dringend ein Zuhause sucht – und Dein Bauch sagt sofort: „Die soll es sein.“
Solche Gefühle sind absolut verständlich. Doch bevor Du eine Entscheidung triffst, lohnt es sich, innezuhalten. Denn: Nur weil der Wunsch stark ist, heißt das nicht automatisch, dass die Rahmenbedingungen es auch sind.
Was Du tun kannst:
- Beobachte Deine vorhandenen Katzen genau. Wirken sie zufrieden, ausgeglichen, entspannt? Oder gibt es unterschwellige Spannungen, die durch eine weitere Katze verstärkt würden?
- Hol Dir eine professionelle Meinung ein. In einer Beratung kann man über Für und Wider sprechen – manchmal hilft ein Blick von außen, um Klarheit zu gewinnen.
- Stell Dir ehrlich die Frage, was hinter Deinem Wunsch steckt. Ist es Trauer, Einsamkeit, Überforderung? Oder der Gedanke, einer bestimmten Katze helfen zu wollen?
- Zieh Alternativen in Betracht. Vielleicht wäre auch eine ehrenamtliche Tätigkeit im Tierschutz eine Möglichkeit, den Wunsch nach „mehr Katze“ zu leben – zum Beispiel als Urlaubsbetreuung oder ganz einfach als Katzenstreichler im Tierheim.
Wenn Du Dir selbst die Zeit gibst, Deine Motivation zu reflektieren und die Bedürfnisse aller Beteiligten einzubeziehen, kann aus einem impulsiven Wunsch eine durchdachte Entscheidung werden – im besten Sinne für Mensch und Tier.

Entscheidungshilfe: 7 Fragen, die Du Dir stellen kannst:
- Habe ich genug Rückzugsorte für jede Katze?
- Kenne ich die Bedürfnisse und Vorlieben meiner Katzen wirklich gut?
- Wie reagieren meine Katzen auf Veränderungen?
- Habe ich die zeitlichen und emotionalen Kapazitäten für eine Integration?
- Warum möchte ich mehr Katzen – was steckt hinter meinem Wunsch?
- Bin ich bereit, im Zweifel auch Konflikte langfristig zu begleiten?
- Wäre ein Nein zu einer weiteren Samtpfote auch okay für mich?
Falls Du gerade eine Katze hast gehen lassen müssen, voller Trauer bist und überlegst, ob Dir eine weitere Katze Dir in dieser schweren Zeit helfen könnte, lies gern meinen Blogartikel zu dem Thema:
Wann ist der richtige Zeitpunkt, eine neue Katze aufzunehmen?
Fazit: Qualität statt Quantität
Ein harmonischer Mehrkatzenhaushalt entsteht nicht durch eine bestimmte Anzahl an Katzen, sondern durch passende Konstellationen, ausreichende Ressourcen, achtsame Beobachtung und gutes Management. Es geht nicht darum, wie viele Katzen wir unter einem Dach vereinen können – sondern wie gut sie miteinander leben können – und wir mit ihnen.
Die Entscheidung für oder gegen eine weitere Katze sollte immer auf dem beruhen, was wirklich ist – nicht nur auf dem, was wir uns wünschen. Denn jede neue Katze bringt Veränderungen, jede neue Verbindung braucht Zeit, Geduld und Verständnis.
Manchmal ist der beste Liebesbeweis, eine Grenze zu respektieren – die eigene oder die der Katzen. Und manchmal ist es genau diese Zurückhaltung, die langfristig für mehr Harmonie, Ruhe und Zufriedenheit im Zusammenleben sorgt.
Wenn Du die Bedürfnisse Deiner Tiere ernst nimmst, Deine eigenen Beweggründe reflektierst und Dir ggf. Unterstützung suchst, wenn Du unsicher bist, triffst Du die besten Entscheidungen – für Dich und Deine Katzen.
Über Katzenlächeln
Als Verhaltensberaterin für Katzen helfe ich Dir, Problemverhalten Deiner Samtpfoten zu verstehen und aufzulösen. Gemeinsam machen wir uns auf die spannende Reise, unsere Katzen wirklich zu verstehen und ihnen dann ein glückliches und erfülltes Katzenleben zu ermöglichen. Ein verständnisvolles Miteinander und das Wissen um die Bedürfnisse unserer zauberhaften Samtpfoten ist für mich die Voraussetzung für einen entspannten gemeinsamen Alltag. Du brauchst Hilfe? Dann schau‘ Dir hier meine Angebote an.
Hast Du Lust auf noch mehr „Kätzisches“?
Dann abonniere doch meinen Newsletter. Du erhältst ca. monatlich wertvolle Infos und Anregungen rund um das Thema Katze und gehörst zu den Ersten, die von meinen neuen Angeboten und Projekten erfahren.
Hinweise zum Newsletter
Die Eingabe Deines Vornamens ist freiwillig und dient nur der persönlichen Anrede in den E-Mails.
Ich sende Dir ungefähr monatlich E-Mails mit Anregungen, Angeboten und wertvollen Inhalten für Deine Katze.
Deine Anmeldedaten, deren Protokollierung, der Mailversand, sowie statistische Auswertungen des Leseverhaltens, werden über ActiveCampaign (USA) verarbeitet. Nach der Rechtsprechung des EuGH besteht in den USA kein angemessenes Datenschutzniveau. Ferner kann es in den USA zu staatlichen Überwachungsmaßnahmen kommen, bei denen kein hinreichender Rechtsschutz gegen diese Maßnahmen in Anspruch genommen werden kann. Die Datenverarbeitung in den USA im Zusammenhang mit meinem Newsletter basiert insoweit auf deiner Einwilligung i.S.d. Art. 49 Abs. 1 lit. a) DSGVO. Mehr Informationen erhältst Du auch in meiner Datenschutzerklärung.
Du kannst Deine Einwilligung zum Empfang jederzeit widerrufen. Dazu befindet sich am Ende jeder E-Mail ein Abmeldelink.