Wie eine kranke Katze unseren Alltag verändert
Dieser Blogartikel ist ein sehr persönlicher. Er enthält keine Tipps oder Informationen zu kätzischen Verhaltensweisen. Er beschreibt vielmehr unser Leben, so, wie es gerade ist. Sehr ungeschönt und sehr persönlich. Auf dem Foto siehst Du unser Clärchen – man sieht ihr an, wie beschwerlich ihr Leben zum Ende hin war.
In unserem Leben ist seit Jahren und insbesondere seit letztem Sommer nichts mehr, wie es war. Natürlich war und ist uns bewusst, dass das Leben unserer Katzen endlich ist, aber wer denkt darüber schon nach, wenn es den Samtpfoten gut geht? Klar, beim jährlichen Check-up war ich immer aufgeregt und habe gehofft, dass nichts Schlimmes dabei herauskommt. Das ging jahrelang gut.
Die Zahn-OP bei unseren Mädels im letzten Sommer fand ich natürlich nicht toll, aber sie musste sein und ich dachte, danach wäre erstmal wieder Ruhe. Klarer Fall von falsch gedacht…
Unser Clärchen litt schon lange an typischen Altersbeschwerden. Sie war taub geworden und ihre Arthrose wurde immer schlimmer. Wir haben Aufstieghilfen angeboten, die Toilettensituation verändert, ich habe mein Schlafquartier schon vor Jahren ins Wohnzimmer verlegt, damit sie keine Treppen mehr nach oben laufen musste, und zuletzt haben wir sie immer hoch- und runtergehoben, wo und wann immer sie es wollte.
Futter und Wasser waren dort, wo Clärchen war und wir haben versucht, ihr jeden Wunsch von ihren wunderschönen Augen abzulesen.
Trotz optimierter Toiletten ging in der letzten Zeit öfter mal etwas daneben und der Putzlappen kam nahezu täglich zum Einsatz.
Natürlich haben wir Clärchen auch mit Schulmedizin und Naturheilkunde unterstützt und getan, was wir eben tun konnten, um ihr das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Im Sommer letzten Jahres fing dann das Nasenbluten von unserer Helli an. Zunächst bekamen wir es mit Blutdrucktabletten in den Griff, aber es kam wieder und zur Abklärung mussten wir in eine Klinik zum CT fahren. Sehr zu unserer Bestürzung mussten wir unsere Zaubermaus unerwartet 4 Tage dort lassen – es war der blanke Horror für uns alle!
Als sie mit der Diagnose Nasentumor wieder zu Hause war, ging es ihr eine kurze Zeit lang recht gut und wir waren einfach nur froh, sie wieder bei uns zu haben. Mit ihren damals fast 16 Jahren haben wir uns gegen eine Chemo- oder Strahlentherapie entschieden, wohl wissend, dass sie keine hohe Lebenserwartung mehr haben würde. Tage, Wochen, Monate – niemand hat(te) eine Glaskugel.
Auch wenn unser Clärchen wie bereits beschrieben einige Baustellen hatte, kam ihre Reise ins Regenbogenland für uns dann doch wie aus heiterem Himmel. Sie stellte das Fressen von einem auf den anderen Tag ein (was für unseren kleinen Staubsauger absolut untypisch war!) und am 23.11.2023 morgens wusste ich, dass es unser letzter gemeinsamer Tag sein würde. Ich bin nicht zur Arbeit gefahren und habe sie bis zum letzten Atemzug zu Hause begleitet. Um 11.00 Uhr ist sie in meinen Armen mit fast 19 Jahren gestorben.
Wenn man davon ausgeht, dass nichts im Leben „einfach so“ passiert, könnte man meinen, dass Clärchen (die die Katzen-Mama von Helli ist) Platz für ihre Tochter gemacht hat. Unser Fokus liegt nun komplett auf Helli, während wir zuvor unsere Aufmerksamkeit aufgeteilt haben.
Natürlich fehlt uns unser Clärchen unendlich. Aber im Prinzip haben wir bisher gar keine Zeit zum Trauern gehabt. Hellis Tumor wächst. Jeden Tag überlegen wir aufs Neue: ist das Leben für unsere Zaubermaus noch lebenswert? Braucht sie Unterstützung für ihre Reise ins Regenbogenland? Treffen wir alle Entscheidungen in ihrem Sinn? Wie objektiv können wir überhaupt sein?
Mein Mann und ich sprechen uns immer ab: wer ist wann zu Hause und kümmert sich um Helli? Ich habe neben Katzenlächeln auch noch einen Teilzeit-Bürojob – in dieser Zeit ist Helli allein, aber ansonsten ist eigentlich immer jemand zu Hause, um ihr im Falle eines Blutniesanfalls oder auch sonst zur Seite zu stehen. Besuche gibt es kaum noch und Termine werden auf das Nötigste reduziert. Freizeit findet weitestgehend zu Hause statt.
Eigentlich wären wir im Februar in den Urlaub gefahren. Natürlich haben wir ihn abgesagt, wir hätten keine einzige ruhige Minute gehabt.
Wir sind mit Helli jetzt im 5. Monat nach der Krebsdiagnose und unser Ziel ist, ihr noch einen schönen Frühling zu ermöglichen – wir werden sehen, ob wir es gemeinsam schaffen. Wir wünschen es uns sehr, weil Helli es immer so sehr geliebt hat, draußen zu sein.
Man wächst in eine solche Zeit hinein. Während wir am Anfang bei jedem Tropfen Blut unglaublich besorgt waren, wissen wir jetzt, was bei einem richtigen Blutniesanfall zu tun ist. Wir sind nicht mehr geschockt, nur traurig, aber wir funktionieren und versuchen, einen klaren Kopf zu behalten.
Ich glaube, das ist eine typische „Überlebensstrategie“ in einer solchen Ausnahmesituation. Das heißt nicht, dass man abstumpft, das ist gar nicht möglich, dafür lieben wir unsere kleine Zaubermaus viel zu sehr. Wahrscheinlich schützen wir uns selbst damit, weil wir sonst völlig verzweifeln würden.
Unsere Helli hat sich unter ihrer Krankheit verändert. Sie hat jetzt ein erhöhtes Ruhe- und Schlafbedürfnis. Sie kann nicht mehr so frei atmen, dadurch bewegt sie sich weniger und braucht viele Pausen. Sie schläft tagsüber viel, was zur Folge hat, dass sie gerade in den letzten Wochen meist ab 03.00 Uhr wach nachts war und das auch deutlich zum Ausdruck bringt.
Das sorgt dafür, dass meine Nächte sehr kurz sind und ich eigentlich ständig müde bin. Allerdings möchte ich nicht oben im Schlafzimmer schlafen, weil Helli versuchen würde, die Treppe zu laufen, was ich auf jeden Fall vermeiden möchte.
Damit Helli sich beim Futtern nicht so weit herunterbeugen muss (das erhöht den Druck auf den Tumor und fördert das Nasenbluten), hat sie erhöhte Näpfe bekommen, aber sie liebt es besonders, wenn wir ihr den Napf in der Hand hinhalten und immer so drehen, dass sie nur noch ihr Futter schlecken muss. Kein Problem, machen wir gerne.
Da Helli ebenfalls unter Arthrose leidet, haben wir auch die Toilettensituation optimiert, um es ihr leichter zu machen.
Helli war immer eine eher ruhige Katze und hat wenig miaut. Das hat sich sehr verändert, und sie hat Clärchen mit ihrer stimmlichen Kommunikation abgelöst. Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir uns seit der Krankheit angewöhnt haben, auf jedes kleine MIAU zu reagieren – Prädikat: nicht empfehlenswert 😉! Aber es ist egal, die kleine Maus bekommt, was sie möchte, solange sie noch bei uns ist.
Hellis und unser Leben ist nicht leicht und die Uhr tickt. Umso mehr genießen wir die ausgiebigen und von unserer Zaubermaus täglich mehrmals eingeforderten Schmuseeinheiten – übrigens auch etwas, was sich erst durch die Krankheit so intensiviert hat.
Wir wissen, dass der Tag von Hellis Abreise nicht mehr allzu fern ist – und unsere Angst davor ist unendlich groß. Die Angst vor dem Schmerz und der unendlich großen Trauer und Leere, die dann ihren Raum finden wird.
Aber noch ist es nicht soweit – wir wünschen uns von ganzem Herzen, dass alles zu Hellis Bestem geschehen wird und sie, wenn die Zeit da ist, eine gute Reise haben wird.
Und bis dahin werden wir für Dich da sein, kleine Zaubermaus 🧡!
Über Katzenlächeln
Als Verhaltensberaterin für Katzen helfe ich Dir, Problemverhalten Deiner Samtpfoten zu verstehen und aufzulösen. Gemeinsam machen wir uns auf die spannende Reise, unsere Katzen wirklich zu verstehen und ihnen dann ein glückliches und erfülltes Katzenleben zu ermöglichen. Ein verständnisvolles Miteinander und das Wissen um die Bedürfnisse unserer zauberhaften Samtpfoten ist für mich die Voraussetzung für einen entspannten gemeinsamen Alltag. Du brauchst Hilfe? Dann schau‘ Dir hier meine Angebote an.
Hast Du Lust auf noch mehr „Kätzisches“?
Dann abonniere doch meinen Newsletter. Du erhältst ca. monatlich wertvolle Infos und Anregungen rund um das Thema Katze und gehörst zu den Ersten, die von meinen neuen Angeboten und Projekten erfahren.
Hinweise zum Newsletter
Die Eingabe Deines Vornamens ist freiwillig und dient nur der persönlichen Anrede in den E-Mails.
Ich sende Dir ungefähr monatlich E-Mails mit Anregungen, Angeboten und wertvollen Inhalten für Deine Katze.
Deine Anmeldedaten, deren Protokollierung, der Mailversand, sowie statistische Auswertungen des Leseverhaltens, werden über ActiveCampaign (USA) verarbeitet. Nach der Rechtsprechung des EuGH besteht in den USA kein angemessenes Datenschutzniveau. Ferner kann es in den USA zu staatlichen Überwachungsmaßnahmen kommen, bei denen kein hinreichender Rechtsschutz gegen diese Maßnahmen in Anspruch genommen werden kann. Die Datenverarbeitung in den USA im Zusammenhang mit meinem Newsletter basiert insoweit auf deiner Einwilligung i.S.d. Art. 49 Abs. 1 lit. a) DSGVO. Mehr Informationen erhältst Du auch in meiner Datenschutzerklärung.
Du kannst Deine Einwilligung zum Empfang jederzeit widerrufen. Dazu befindet sich am Ende jeder E-Mail ein Abmeldelink.
Hallo liebe Christiane, ich kann so gut nachvollziehen, daß ihr alles auf euch nehmt, um auch der süßen Heeli jeden Wunsch von den Augen abzulesen – würden wir genauso machen. Das sie es gesundheitlich jetzt auch so schwer hat, tut mir wirklich leid. Ich wünsche euch ganz viel Kraft und wünsche euch, das ihr drei für einander stark seid. ♡ Liebe Grüße, Kerstin
Danke, liebe Kerstin, ich weiß, dass Du es nachfühlen kannst. Wir tun für unsere Helli, was wir können – möge sie dann eine gute Reise haben, wenn der Tag da ist.
Ach Christiane,
deine Zeilen stecken so voller Liebe! Es tut mir so leid, dass ihr erst Clärchen gehen lassen musstet und nun voller Sorge um Helli seid. Gleichzeitig ist es ein tröstliches Gefühl zu wissen, wie geliebt und umsorgt eure beiden Schätze waren und sind. Es hätte sicher kein besseres Leben für Clärchen geben können und Helli genießt ihren Lebensabend bei euch ganz bestimmt sehr. So geliebt und umsorgt zu sein ist ein ganz großes Glück.
Ich wünsche Helli, dass sie noch richtig viele schöne Tage haben wird, die viel öfter leicht sind als beschwerlich. Dass sie die Frühlingssonne genießen kann und ihr euer Miteinander möglichst wohltuend erleben könnt. Fühl dich umarmt!
Herzliche Grüße
Sonja
Liebe Sonja, ich danke Dir für Deine so lieben Worte. Ich weiß, dass Du unseren Schmerz besonders nachfühlen kannst, weil Du ihn selbst erlebt hast. Ob ein Tier plötzlich stirbt oder ob man weiß, dass der Tag nicht mehr fern ist – es ist nie leicht und es braucht seine Zeit, die Trauer zu verarbeiten und es braucht Kraft, den Weg gemeinsam mit seinem Tier zu gehen. Aber wir werden unsere kleine Zaubermaus begleiten, solange wir können und solange sie es möchte.